Haltung

Rituale schaffen Vertrauen

Ein altes Sprichwort sagt: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.“ Einer mehr – einer weniger. Kein Wunder daher, dass viele von uns ihre Rituale lieben. Verändern wir diese oder zwingt uns unsere Umwelt dazu, geraten wir nicht selten aus dem Gleichgewicht. Gerade in der ersten Zeit der Veränderung sorgt diese für Verunsicherung. Warum sollte es also bei unseren Hunden, die bereits so lange mit uns in einer Gemeinschaft leben, anders sein?

In unserem Alltag verlangen wir von unseren Hunden Verhaltensweisen, die nicht immer ihrem natürlichen Repertoire entsprechen. Zum Beispiel würden sich viele unserer Hunde nie freiwillig von ihrem Rudel entfernen und gleichzeitig müssen diese in unserem gemeinsamen Zusammenleben lernen – zumindest zeitweise – alleine zu bleiben. Genauso würden sie aus einem natürlichen Impuls heraus dem Hasen nachjagen, was in unserer Gesellschaft natürlich genauso unerwünscht ist. Jeden Tag werden sie mit Situationen konfrontiert, welche verwirrend, beängstigend oder einfach herausfordernd sein können. Und oft verlangen wir Verhalten, dass für viele nur schwer zu bewältigen ist. Hier können festgelegte Rituale für die notwendige Sicherheit sorgen und damit die Hundeerziehung maßgeblich unterstützen. Rituale entstehen, wenn wir Strukturen einführen und über einen längeren Zeitraum an ihnen festhalten. Diese also immer wieder üben und wiederholen. So wie wir Menschen durch Wiederholungen lernen, lernen auch unsere Hunde. Geben ihnen Halt – reduzieren Verunsicherung.

Rituale festigen

Damit jedoch aus Verhaltensweisen Rituale werden, bedarf es wie schon erwähnt, vieler Wiederholungen. Dann können wir den Vorteil genießen, dass wir über Rituale nicht mehr nachdenken müssen, da sie sind uns gewissermaßen in Fleisch und Blut übergegangen sind. Hunde sind uns da sehr ähnlich – natürlich möchte ich damit nicht sagen, dass Hunde über ihre Verhaltensweisen nachdenken – aber ritualisierte Handlungen auszuführen, fällt ihnen leichter als sich immer wieder auf Neues einzustellen. Hunde sind eben auch Gewohnheitstiere wie wir und das sollten wir uns sinnvollerweise zu Nutze machen. Gerade unsichere Tiere leiden unter unserer Inkonsequenz und den fehlenden Richtlinien für ihr Verhalten. Manchmal glauben wir durch viel Freiheit und Abwechslung sind unsere Hunde glücklich. Doch das ist nicht immer so.

Für viele Mensch- Hund-Teams ist der tägliche Spaziergang durch die Begegnung mit anderen Hunden bereits eine Herausforderung. Auch hier können ritualisierte Handlungen hilfreich sein. Und zwar für beide Seiten – für Mensch und Hund. Denn wie gesagt, sind auch wir Gewohnheitstiere und Rituale können auch uns Menschen beruhigen. Umso ruhiger wir sind, um so entspannter wird durch die Stimmungsübertragung auch unser Hund. Starten Sie daher Ihr Ritual schon vor dem Weggehen. Führen Sie ein, dass Ihr Hund erst mal in Ruhe sitzen muss, bevor dieser angeleint wird. Steht dieser während des Anleinens wieder auf oder wird unruhig, nehmen Sie die Leine wieder weg und starten nochmals. Diese Handlung kann am Anfang etwas dauern, aber so lernt Ihr Hund erst mal runterzukommen und zu warten, bevor der gemeinsame Spaziergang losgeht. Es macht auch Sinn, ein ähnliches Ritual beim Aussteigen aus dem Auto einzuführen. Hierzu empfehle ich das Training mit der sogenannten „Zaubertür“. Das heißt Sie machen die Auto- bzw. Kofferraumtür ein Stück auf, steht Ihr Hund auf bzw. will aus der Tür drängen, geht die Tür sachte wieder zu und nichts passiert. Sobald sich Ihr Hund wieder beruhigt, starten Sie einen neuen Versuch.

Unsere Hunde begreifen in der Regel sehr schnell, dass sie mit aufgeregtem Verhalten hier nicht weiterkommen und schon haben Sie ein weiteres Ritual eingeführt, was Ihnen und Ihrem Vierbeiner das Leben erleichtern kann. Zusätzlich sorgt dieses für Sicherheit.

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 06/2017 .