Tierschutz

Der amerikanische Hundeflüsterer in Österreich – Teil 2

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Fortsetzung des ersten Teil des Textes unseres Kolumnisten Norman Mrozinski:

Das ist natürlich Quatsch, aber ich bin auch nicht blöd. Denn an Millan scheiden sich die Geister und man kann seinem Gegenüber ja nur „vor den Kopf gucken”, wie man in Duisburg sagt. Und wehe, ich würde antworten „Och , der ist doch ganz unterhaltsam” und gerate an die Falsche … eieiei, dann ist was los. „Elender Dominanzfuzzi, brutaler”, heißt es dann. Antworte ich aber „Dieses ganze Energie-Gequatsche geht mir auf ’n Sack und die komische Hundeleine, die er da verhökert, find ich scheiße”, kommt sofort ein entschiedenes „Aber er traut sich an die bösen Hunde ran und überhaupt, endlich mal einer, der zeigt, dass es ohne Huschibuschi klappt”. Dabei ist die ganze Diskussion dermaßen albern, dass es quietscht.

Denn fragt man einen normalen Hundebesitzer, ob er Millan bzw. den „Hundeflüsterer” kennt, bekommt man im Normalfall zur Antwort: „Habbich noch nie gehört, aber den Rütter, den kenn ich.” Ist ja auch kein Wunder, die Sendung läuft auf einem Nischensender, auf SIXX, von dem die meisten genauso wenig gehört haben wie von Millan. Den kennt außerhalb der Peer-Group keine Sau. Und das ist auch nicht schlimm, denn der Typ wohnt in den USA, einem Land, in dem es einer Revolution gleichkommt, wenn jemand seinen Hund Gassi führt. Einem Land, in dem man Teletakts (sogenannte E-Collars) in jedem Zoogeschäft bekommt. Die Beziehung der Amis zu ihren Hunden ist in großen Teilen mit der hierzulande gar nicht vergleichbar. Wenn eine US-amerikanische Autorin empfiehlt, mit dem Hund Auto zu fahren, dann tut sie das deshalb, weil drüben nur die wenigsten ihren Hund ausführen. Autofahren statt Gassi – auch eine Form der Auslastung. Wenn sich irgendwelche deutschen Lalas über die Laufbänder in der Sendung aufregen, dann sollten sie sich darüber im Klaren sein, dass man die Teile in den USA auch im Zoogeschäft kaufen kann.

Aber selbst wenn das alles irgendwie vergleichbar wäre – das, was die geneigten Fans und Hater zu sehen bekommen, ist ein 20-minütiger Zusammenschnitt, der so aufgebaut ist, dass es den Anschein erweckt, als wenn da einen Nachmittag lang trainiert würde und danach wär alles gut. Wer sowas glaubt, der glaubt auch der Waschmittelwerbung, dass er gefahrlos Altöl in die Maschine kippen kann und die Tennissocken hinterher trotzdem strahlendweiß sind… Die Anti-Cesaristen argumentieren derweil, dass Millan ein elender Tierquäler ist und bringen zum Beweis den Ausschnitt, in dem der Husky gewürgt wird. Hab ich mir angeguckt. Stimmt, das ist fast halb so brutal, wie die Dinge, die man jeden Sonntag auf konservativ geführten Hundeplätzen beobachten kann.

Der Grund, warum sich über Millan empört wird, anstatt mal beim Gebrauchshundeverein Pleinpopelsdorf vorstellig zu werden und den Herren da die Stachler aus der Jacke zu prügeln, ist relativ klar. Es könnte nämlich sein, dass man eine so ganz und gar nicht virtuelle Antwort bekommt. Und so weit, dass man sich mit realen Tierquälern quasi von Angesicht zu Angesicht auseinandersetzen würde, geht die Tierliebe dann doch nicht. So ist das.

Den gesamten Artikel findest du in Ausgabe 03/2014 .