Gesundheit

Einschläfern – wann ist der richtige Zeitpunkt?

Jeder Hundebesitzer kommt früher oder später in die Situation, dass sein geliebter Begleiter älter wird – eine graue oder weiße Schnauze – Augen, die trüber werden und nicht mehr den Glanz der Jugend ausstrahlen – Ohren, die schlechter hören und einen Hund, der schon manchmal gedankenverloren herumsteht und selbst nicht so genau weiß, was er gerade tun wollte, wo er ist oder wohin er gehen wollte!

banneralt

Jeder, der bereits einen alten Hund in seinem Leben hatte, oder trauriger Weise bereits verloren hat, kennt diese Situation. Und kaum einer von uns will die ersten Anzeichen des Älterwerdens wahr haben, möchte akzeptieren dass die Tage mit unserem Familienmitglied und Freund Hund gezählt sind und irgendwann der Tag kommen wird, in dem wir im schlechtesten Fall die Entscheidung treffen müssen, ihn von einem möglichen Leiden zu erlösen. Dass er uns in den meisten Fällen nicht den Gefallen tut, selbst friedlich in seinem Körbchen einzuschlafen, wenn der Moment des Abschieds gekommen ist, sondern meist der Mensch diesen Zeitpunkt erkennen und bestimmen muss. Und das schaffen leider nur die wenigsten, weil man sich automatisch fragt, ob es wirklich schon nötig ist, ob es nicht noch zu früh ist, ob man nicht noch warten sollte, ob sich der Hund nicht doch wieder erholt, und dass es einfach immer viel zu früh ist, um Lebe wohl zu sagen.
Aber, und das ist gewiss, wir sind es unserem Partner Hund schuldig, diese Entscheidung im Wohle unseres geliebten Haustieres zu treffen und ihn nicht aus Egoismus oder aus Angst, alleine zu sein, unnötig leiden zu lassen, bis er irgendwann einfach nicht mehr kann.

Und deshalb die Frage: Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen?

Wir leben im besten Falle viele Jahre mit unserem Hund zusammen, gehen den Weg meist gemeinsam von Welpentagen an, sehen wie er sich entwickelt, größer wird, erwachsen und einige Jahre, im besten Fall 10 oder mehr, an unserer Seite in der Blüte seines Lebens steht, läuft, springt, spielt, bellt, knurrt und sich einfach seines Daseins erfreut. Wir kennen unseren Hund oft besser als irgendjemanden sonst, oder meinen zumindest, dies zu tun. Wir erleben aktive und gesunde Zeiten, aber auch Krankheit und Verletzungen, sehen wie er sich benimmt, wenn es ihm gut geht, wissen aber auch, wenn es ihm nicht gut geht, und sei es auch noch so eine Kleinigkeit – wir als Besitzer erkennen das! Wir gehen zu jährlichen Vorsorgeuntersuchungen, lassen Blut abnehmen, impfen, entwurmen, Röntgen machen und behandeln natürlich jedes Leiden unseres Hundes. Kurz angemerkt, wie sorgfältig sind wir da bei unserer eigenen Gesundheit und dem jährlichen Vorsorge-Check? Wir wissen also, ob es unserem Hund gut geht oder nicht – aber leider schaltet sich dieses Bauchgefühl bei den meisten Tierbesitzern zu dem Zeitpunkt ab, oder wird verfälscht, in dem wir uns mit einem möglichen Abschied oder nur mehr begrenzter gemeinsamer Zeit auseinander setzen müssen. Das ist menschlich, wer von uns setzt sich schon gerne mit dem Tod auseinander – sei es mit dem eigenen oder dem eines Familienmitgliedes, was der Hund definitiv ist. Ich erinnere mich an meine Zeit als Praktikantin in einer Tierarztpraxis zurück, als ein Ehepaar  in die Praxis kam mit einem in die Jahre gekommenen, gebrechlichen Hund, der kaum noch selbständig gehen konnte, nichts mehr gefressen hat und mit seinen alten, trüben Augen deutlich mitgeteilt hat, dass er des Lebens müde ist – für jeden sichtbar, außer natürlich für die Menschen, die ihn über alles geliebt haben. Der Schock war groß, als ihnen geraten wurde, dass der Zeitpunkt gekommen war, um die Entscheidung zum Wohle des Tieres zu treffen, und es zeigte sich nicht nur Erstaunen, sondern regelrecht ein Vorwurf, wie man dies denn raten könnte – wo er doch für sein Alter eh noch so fit sei. Die Entscheidung wurde noch um ein paar Wochen aufgeschoben, bis er dann letztendlich einen Schlaganfall erlitten hatte, und da gab es auch für die Besitzer keine Diskussion mehr – der Zeitpunkt war gekommen, wenn auch aus objektiven Augen viel zu spät und nach einem unnötigen Leiden inkl. vieler Infusionen und Schmerzmittel, damit der Hund noch etwas länger das Leben mit seinen Menschen teilt.

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 03/2016 .