Gesundheit

Quo vadis Dogge?

Die Dilatative Kardiomyopathie (kurz DCM) ist eine erbliche Herzkrankheit, die vor allem bei größeren Hunderassen vorkommt. Es handelt sich um eine Herzmuskelschwäche, die unheilbar ist und deren tödlicher Verlauf mit Medikamenten nur verzögert werden kann. Am häufigsten betroffen ist der Dobermann, was durch zahlreiche Studien weltweit umfassend belegt wurde. Auch die Befallsrate bei der Deutschen Dogge ist überproportional hoch. 

(C) Ruth Stolzewski

Vom 01.01.2014 bis 31.12.2016 fand im Deutschen Doggen Club 1888 e.V. eine Datensammlung von Herzultraschallbefunden in Zusammenarbeit mit dem Collegium Cardiologicum (CC) statt. Diese Daten wurden in der Vereinszeitschrift „unsere Deutsche Dogge“ (uDD) und auf der Homepage des Vereins http://www.ddc1888.de/HUS-Auswertungen.631.0.html im April 2017 ausgewertet und veröffentlicht. Für diese Studie wurden vor allem junge Hunde vor dem ersten Zuchteinsatz untersucht.

Die DCM ist zwar genetisch bedingt, aber nicht angeboren. Das heißt sie ist beim Welpen oder Junghund noch nicht sichtbar und tritt erst im Laufe des Lebens auf, meist zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr. Darum ist ein Herzultraschall in jungen Jahren nicht aussagekräftig. Außerdem enthält die Auswertung vom DDC methodische Fehler und führt zu falschen Schlussfolgerungen. Darum soll an dieser Stelle ein zweiter, gründlicher Blick auf die Datensammlung geworfen werden.

Datenmaterial

Die Daten wurden vom 01.01.2014 bis 31.12.2016 erhoben mithilfe von standardisierten Herzultraschallbefunden (HUS) des Collegium Cardiologicum, der Vereinigung von Tierkardiologen. In diesem Zeitraum bestand eine Untersuchungspflicht für Doggen im DDC vor dem Zuchteinsatz, die alle zwei Jahre wiederholt werden musste, wenn ein weiterer Zuchteinsatz erfolgen sollte. Manche Hunde wurden also zwei oder sogar drei Mal geschallt. Leider geht aus der Auswertung des DDC nicht hervor, ob jeweils nur der aktuellste HUS pro Hund berücksichtigt wurde oder jeder eingereichte HUS-Befund. Es wird lediglich von „637 Hunden“ gesprochen. Auf der Homepage des DDC ist eine Liste der Doggen zu finden, die an der Studie teilgenommen haben. Dort sind 642 Eintragungen enthalten, wobei zahlreiche Hunde mehrmals auftauchen. Wenn jede geschallte Dogge nur einmal gerechnet wird, verbleiben 565 Hunde. Wenn ein Hund mit zwei Jahren als gesund eingestuft wurde und mit vier Jahren als DCM krank, dann ergibt sich ein verfälschtes Ergebnis, wenn beide Befunde in die Auswertung mit einfließen. Es sollte jeweils nur der aktuellste Befund berücksichtigt werden. Hier liegt ein methodischer Fehler in der Auswertung vor. Eine weitere Verzerrung der Datenlage ergibt sich daraus, dass an DCM verstorbene und vorher ohne Befund geschallte Hunde nicht berücksichtigt werden. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass Hunde, die Symptome zeigten oder bei einem Kardiologen außerhalb des CC mit Befund vorgeschallt wurden nicht mehr erneut für die Studie untersucht wurden. Da das originale Datenmaterial nicht vor liegt muss im Folgenden aber mit dem fehlerhaften Material, das vom DDC veröffentlicht wurde, weiter gearbeitet werden.

Die Altersstruktur

„Der Auswertung lagen nur Befunde von Hunden zugrunde, für die eine Zuchtuntersuchung gemacht wurde“. Im DDC dürfen Hunde ab dem 18. Lebensmonat in der Zucht eingesetzt werden, und so ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Hunde, die Herz geschallt wurden, sehr jung sind. Die Altersstruktur zeigt folgende Verteilung: 22,61% der Hunde waren bei der Untersuchung unter 2 Jahre alt, 44,43% unter 3 Jahre, 61,86% unter 4 Jahre, 77,72% unter 5 Jahre, 89,65% unter 6 Jahre, 95,3% unter 7 Jahre und 98,44% der Hunde unter 8 Jahre. Nur 1,56% der untersuchten Hunde waren über 8 Jahre alt.

Die DCM (Dilatative Kardiomyopathie) ist eine Herzkrankheit, die meist erst zwischen dem 4. bis 6. Lebensjahr auftritt. Sie ist genetisch bedingt, entwickelt sich aber erst im Laufe des Lebens. Darum gibt die Prävalenz – also die Befallsrate – bei einem niedrigen Durchschnittsalter der untersuchten Hunde, nicht die tatsächliche Befallsrate der Population wieder.  Ein Hund kann erst als mit großer Sicherheit gesund eingestuft werden, wenn er mit über 6 Jahren ohne Befund Herz geschallt wurde. Das heißt lediglich bei 10,35% der im DDC untersuchten Hunde kann überhaupt mit Sicherheit gesagt werden, ob sie gesund oder krank sind. Alle Hunde die unter 6 Jahren geschallt wurden, können noch an DCM erkranken! Diese Tatsache wird bei der Auswertung durch den DDC verschwiegen, stattdessen wird behauptet: „Wir denken, dass die Zahlen aussagekräftig sind, um die aktuelle Situation rund um die DCM-Erkrankung bei DDC-Hunden darzustellen.“ Es wird wohlweislich auch nicht das Durchschnittsalter der untersuchten Hunde erwähnt. Dieses liegt bei etwa 3,6 Jahren. Trotz dieses niedrigen Durchschnittsalters der 637 untersuchten Doggen liegt bereits eine Prävalenz von 4,39% an DCM-kranken Hunden (DCM 2 und 3) und 8,79% an Hunden in einer Übergangsphase, die als DCM 1 bezeichnet wird, vor. Das heißt insgesamt haben 13,18% der untersuchten Doggen einen auffälligen Herzbefund!

Befallsrate/Prävalenz nach Alter

Wie bereits erwähnt wurde ist die DCM eine Krankheit, die sich im Laufe des Lebens entwickelt. Somit steigt die Prävalenz mit zunehmendem Alter an. Genau dies zeigt sich auch in der Datensammlung des DDC. Leider wurde in der vom DDC veröffentlichten Auswertung die Befallsrate nach Alter fälschlicherweise nicht mit der Anzahl der Hunde der jeweiligen Altersklasse in Relation gesetzt, sondern mit der Gesamtzahl der insgesamt untersuchten Hunde. So ergibt sich ein falsches und irreführendes Bild.

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 04/2017 .