Training & Erziehung

Bestrafung in der Hundeerziehung

Grenzen sind das Sichern von Regeln. Damit diese verstanden werden können, müssen sie nicht nur sinnvoll sein, sondern müssen auch der Biologie des Hundes entsprechen. Damit eine gute Mensch-Hund-Beziehung tadellos funktionieren kann, muss der Hund seine Bedürfnisse innerhalb der Grenzen immer noch befriedigen können. 

bannerstrafe

Beharrlich und sparsam – so sollte nicht nur mit dem Grenzensetzen unserer Vierbeiner umgegangen werden, sondern auch mit den als nötig empfundenen Bestrafungen. Bestrafung ist in dem Sinne nichts anderes als eine Verhaltenshemmung, dessen Regeln unbedingt eingehalten werden müssen, um den Erhalt von Grenzen zu sichern. Your Dog-Autorin Mag. Iris Reinsberger hat zu diesem Tabuthema auch eine Expertin in diesem Gebiet befragt. Caroline Wagner leitet die Nasenstube in Vasoldsberg. Der Grundsatz der Nasenstube ist ein respektvoller und liebevoller Umgang mit dem Tier – ohne Missverständnisse und mit dem richtigen Einsatz von Grenzen. Dies wird in Form einer mobilen Tierbetreuung, Ernährungsberatung und eines mobilen Hundetrainings in der Steiermark angeboten.

Sitz, Platz, Aus, Bei Fuß – Mit diesen und noch vielen weiteren Kommandos ist wohl jeder Vierbeiner und Hundebesitzer mehr als vertraut. Wir benutzen diese und ähnliche Formen von Anweisungen mehrmals täglich: Sei es, um die Fellnasen vor einem Fehlverhalten zu bewahren, sie in die richtige Bahn zu lenken und vor allem, um ihnen Grenzen aufzuzeigen. Gerade bei diesem wichtigen Punkt in der Hundeerziehung scheint jedoch so mancher Halter überfordert zu sein. Das Ergebnis: Der Hund macht einfach nie, was man will. Und so beginnt ein nicht enden wollender Teufelskreis: Der Hundehalter ist aufgrund des nicht Erreichens seines Willens frustriert, der Frust wiederum führt zu Stress und Missverständnis bei Mensch und Hund.

artikelbestrafunghunde

Hunde untereinander gehen alles andere als zimperlich um. Allerdings sind Hunde nicht blöd und wissen sehr genau, dass wir Menschen eben keine Hunde sind.

Auf das richtige Timing achten

Bevor es aber überhaupt erst so weit kommen muss, gilt es ein paar einfache Regeln zu beachten. Einer der wichtigsten Grundsätze in der Hundeerziehung ist der korrekte Zeitpunkt der Bestrafung. Erfolgt diese zu spät, ist es dem Vierbeiner nicht möglich das Fehlverhalten mit dieser Bestrafung überhaupt erst in Verbindung zu bringen. Wenn man seinem Hund Grenzen aufzeigen möchte, indem man ihm zum Beispiel von einem gewissen Vorhaben abringen möchte, so muss dies möglichst zeitnah zum Vergehen geschehen. Grenzen müssen also äußerst geschickt gesetzt werden, bevor man damit beginnt.

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Erziehung ist eine ausführliche Analyse der Hund-Mensch-Beziehung. Agiert man denn in einer klaren und für den Hund verständlichen Kommunikationsweise? Die eigene innere Unruhe, Stress oder ungeduldiges Gemüt führen nicht selten zu Fehlverhalten und Missverständnissen. Weitere Fragen, die man sich hier stellen sollte: Wie viel Freiraum hat mein Hund? Wie lange hat er die Möglichkeit sich frei zu bewegen? Wird er oft auf seinen Platz verwiesen und wie lange liegt er dort? Besonders eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit wird oft als sehr frustrierend empfunden. In diesen Fällen wird auch das Grenzenziehen keine Erfolge mit sich ziehen – der Hund „spielt“ im wahrsten Sinne nicht mit.

Grenzen dürfen nicht unnötig einschränken

Die beste Art „Nein“ zu sagen, ist das Einsetzten von Ritualen. Gewohnheiten sind für den Hund unerlässlich. Wenn Ihr Hund immer nach dem Betteln am Esstisch auf sein Plätzchen geschickt wird, so manifestiert sich dies irgendwann als Ritual. Die Folge: Der Vierbeiner wird das gewünschte Verhalten irgendwann von ganz alleine zeigen, sobald die Situation eintrifft. Nur dass es dann gar nicht mehr erst zum Betteln kommen wird, da er es als Routine anerkannt hat, dass ein Zum-Esstisch-Gehen und Winseln mit einem Verweis auf sein eigenes Terrain endet.

Ein faires Training braucht keine Bestrafung!

In den Trainingsstunden der Nasenstube spielen zwei Aspekte eine wichtige Rolle. Das Aufmerksamkeitssignal und das Abbruchsignal.

Das Aufmerksamkeitssignal dient dazu, wie der Name schon sagt, dass ich die Aufmerksamkeit meines Hundes erlange und ihn so gegebenenfalls umlenken kann. Ich kann so unerwünschtes Verhalten unterbrechen und schnell in ein anderes, gewünschtes Verhalten umlenken.

Das Abbruchsignal dient dazu, dass der Hund das unerwünschte Verhalten unterbricht. Wenn er beispielsweise dabei ist, auf der Straße Gefundenes zu fressen und ich das sofort unterbinden möchte. Danach erfolgt wieder die Umlenkung in erwünschtes Verhalten.

Zu viel Lob stinkt

Viele Hundehalter neigen heutzutage zu einem eher Laissez-faire-Stil in der Hundeerziehung. Leckerchen hier, Lob und eine Streicheleinheit dort. Die Liebe zu unserem Vierbeiner verleitet oft zu einer Überhäufung von Gutmütigkeit. Richtig wäre es, deutlich aufzuzeigen, wie weit er gehen kann.

Das heißt nicht, dass ein autoritärer Erziehungsstil angebrachter wäre. Zur richtigen Zeit Grenzen zu setzen bedeutet, das Regeln des Zusammenlebens festgelegt werden müssen. Auf deren Einhaltung muss auch nachfolgend immer wieder bestanden werden. Ohne Regeln wäre auch ein gesellschaftliches Zusammenleben undenkbar. Auch Kinder müssen in ihrer Erziehung immer wieder erfahren, dass ein Fehlverhalten oder eine schlimme Tat Konsequenzen (Hausarrest, Fernsehverbot etc.) nach sich ziehen – anders ausgedrückt: es erfolgt eine Form der Bestrafung. Genauso wie der Hund unsere Regeln und Grenzen akzeptieren muss, müssen wir auch seine respektieren. Wir dürfen uns also ebenso wenig in bestimmte biologische oder instinktive Verhaltensmuster einmischen – wie das Verteidigen seines Knochens uns gegenüber. Würden wir ihn dafür bestrafen, würde die Beziehung grundlegend nicht funktionieren.

Regeln stehen dabei immer in einem Spannungsfeld. Ziel soll es sein, sie so aufzustellen, dass sie dem Gegenüber sinnvoll erscheinen. Ist dies nicht der Fall, wird alles versucht, um die Grenzen zu unterlaufen. In der komplexen Beziehung und dem Verständnis zwischen Mensch und Tier kommt noch erschwerend hinzu, dass der Hund von seinen Instinkten getrieben wird. Ein für ihn „normales“ Verhalten, wie zum Beispiel eine Jagd, wird vom Menschen als unerwünscht empfunden und abgestraft.

Sinnvoll ist das Bestrafen und Grenzensetzen auch nur dann, wenn etwas willentlich steuerbar ist. Hat der Hund Angst, kann er seine Reaktionen nicht mehr steuern. Grenzen regeln also auch Verhaltensmöglichkeiten innerhalb einer Beziehung. Dem Vierbeiner müssen Grenzen gesetzt werden, denn nur so kann er sich glücklich entwickeln und ohne Konflikte in der Gesellschaft überleben.

Wie ganz klar zu erkennen ist, ist das Zusammenleben mit einem Hund auch mit Arbeit verbunden. Arbeit, die Spaß machen soll, die die Bindung stärkt, die Nähe und Vertrauen schafft. Kein Hund kommt auf die Welt und beherrscht sämtliche Kommandos und ist der perfekte Familien-Vorzeige-Hund. Aber jeder Hund kann es zusammen mit Ihnen als Besitzer werden.

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 05/2016 .