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Therapiehunde

TAT

Die Anfänge der tiergestützten Therapie liegen viel weiter zurück als allgemein angenommen. Bereits in Babylonien und Assyrien war die Göttin der Heilung in Hundegestalt dargestellt und hochverehrt. Auch im Mittelalter wusste man, dass: „Ein tier dem herze wol macht!“, wie es Walther von der Vogelweide (1170 – 1230) ausdrückte. Das heißt, über Jahrtausende haben Menschen festgestellt, dass Tiere sich positiv auf Körper und Seele auswirken. Tiere, vor allem gut trainierte Tiere, nehmen den Menschen so an, wie er ist und zeigen im Allgemeinen keine Scheu vor Krankheit, Alter, Behinderung oder anderen sozialen ausgrenzungsbedingten Eigenschaften. Der große Pionier der tiergestützten Therapie in der Neuzeit war Boris Levinson, Kinderpsychologe in den USA. In den 60ern des vorigen Jahrhunderts bemerkte er durch Zufall die Wirkung von Hunden auf Kinder. Er behandelte ein Kind, das kaum Kontakt mit seiner Umwelt wollte. Dieses Kind kam mit seiner Familie zu früh in seine Praxis, wo noch sein Hund Jingles war. Und siehe da, es war zu beobachten, dass das Kind zu dem Hund Kontakt suchte. Levinson setzte das Tier dann ganz gezielt ein und dokumentierte auch sehr genau. Dies war der große Durchbruch in der tiergestützten Therapie.

Hunde wirken sich positiv auf die Gesundheit aus

Es folgten viele weitere wissenschaftliche Studien. Eine der bekanntesten zu dieser Zeit war 1982 von Erika Friedmann aus den USA. Sie untersuchte bei PatientInnen nach Herzerkrankungen, wie z.B. Herzinfarkten, ob und wie sich der Besitz von Tieren auf den weiteren Gesundheitszustand auswirkte. Sie konnte damals beweisen, dass HundebesitzerInnen eine bis zu 5-fach erhöhte Überlebensrate aufwiesen.

Inzwischen gibt es neue fundierte wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass es durch den Einsatz von Tieren zu deutlichen Verbesserungen des Gesundheitszustandes kommen kann. Zum Beispiel sprechen Personen besser auf Medikamente an, Blutdruck und Pulsfrequenz werden gesenkt und es tritt eine allgemeine beruhigende Wirkung ein. Tiere werden mit Erfolg auch nach Schlaganfällen, bei Personen mit Alterserkrankungen wie Demenz, bei Sprach- und Bewegungsstörungen sowie bei depressiven Verstimmungen und vielen anderen Störungen eingesetzt. Ein Schwerpunkt des Einsatzes von Tieren ergibt sich damit im geriatrischen Bereich.  Das Füttern von kleinen Futterstücken, Bürsten und Streicheln fördert die Feinmotorik, hingehen zum und spazieren gehen mit dem Hund die Grobmotorik, Gespräche über die Tiere, vielleicht auch über die eigenen von früher, fördern die Kommunikation und regen geistig an. Und ganz wichtig: Die Tiere bringen Freude und Spaß in ihren Alltag!

Ein weiterer Schwerpunkt ist auch der Einsatz von Tieren bei Kindern. Sowohl bei Kindern mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, wie auch bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, aber auch in der regulären Entwicklung der Kinder wirken Tiere, besonders Hunde, fördernd. So wird bereits im ersten Lebensjahr nicht nur das Immunsystem trainiert und damit späteren Allergien vorgebeugt, die Kleinkinder werden in ihrer Aufmerksamkeit gefördert, auch angeregt früher zu krabbeln und zu gehen, weil sie zumeist zu dem Tier hin möchten. Bewiesen ist auch, dass Kinder, die mit Tieren aufwachsen, besser die nonverbalen Signale, also Körpersprache lesen können und zwar nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen.

Die Psychologin Andrea Beetz glaubt an eine möglicherweise angeborene Bindung des Menschen an das Tier, die mit einer entwicklungsfördernden Wirkung auf Kinder einhergeht. Reinhold Bergler, Psychologe aus Bonn, beschäftigte sich lange Zeit mit dem Verhältnis Kind-Hund und zwar besonders von Kindern in schwierigen Lebenssituationen wie z.B. Scheidung oder Tod der Eltern oder eines Geschwisterkindes. Nach seinen Erfahrungen bezeichnen Kinder die Hunde als zuverlässig, ehrlich und treu und sie können gut zuhören. Sie schimpfen nicht, geben keine Ratschläge, haben keine schlechte Laune und haben immer Zeit. Ganz ehrlich, wie viele Menschen Ihres Umfeldes können das auch von sich behaupten?

 

Der Weg zum Therapiehund

Mit acht Wochen war Geischa das erste Mal bei TAT im Hundetraining. Dort lernte sie im Welpenkurs viele andere Welpen kennen. Mit denen durfte sie herumtoben und lernte dabei den richtigen Umgang mit Artgenossen. In diesem Kurs wurde ihr beigebracht auf die Signale ihrer Besitzerin zu hören und auch, dass fremde Menschen gute Freunde sein können. Für ihre spätere Aufgabe als Therapiehund lernte sie einen Rollstuhl, Krücken und laute Geräusche kennen. Ein großer Wert wurde auf die Sozialisierung gelegt. Im Junghundekurs, mit etwa sechs Monaten, lernte Geischa neue Freunde kennen. Die Übungen wurden immer interessanter und teilweise auch schwierig – aber Geischa meisterte diese mit Bravour. Geischas Besitzerin erfuhr in den Theorie-Modulen viel über die Arbeit mit Therapiehunden in der Geriatrie, in Kindergärten, Schulen und anderen Institutionen.

 

Ausbildung

Mit 18 Monaten durfte Geischa zur Therapiehunde-Prüfung antreten. Mittlerweile darf sie „ohne Leine“ arbeiten, ein Zusatz zur Prüfung. Ebenfalls ist im Ausweis „zur besonderen Verwendung“ eingetragen, weil Geischa viele Tricks und Signale unterscheiden kann.

Andere Ausbildungen

Im Herbst 2003 gelang es TAT erstmalig, einen Universitätslehrgang „Tiergestützte Therapie & tiergestützte Fördermaßnahmen“ an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien zu initiieren. Dieser Lehrgang ist der Einzige dieser Art in ganz Europa. StudentInnen erhalten die Qualifikation zur „Akademisch geprüften Fachkraft für tiergestützte Therapie und tiergestützte Fördermaßnahmen“ für den professionellen Einsatz von Tieren in der Betreuung von Menschen aller Altersgruppen, im Besonderen von Menschen mit einem erhöhten Förderbedarf (z.B. verhaltensauffällige, behinderte, kranke Menschen) im Sinne der Gesundheitsförderung, sowie zur Hebung der Lebensqualität und des Wohlbefindens.

Ebenso gibt es die Ausbildung zur TiertrainerIn, bei welcher die AusbildungsabsolventInnen ein fachlich fundiertes Wissen über Lerntheorien und daraus resultierende Trainingsmöglichkeiten und gängige Trainingsmethoden erhalten. Die Haltung und der Umgang mit verschiedenen Tierarten wird geschult. Sie weisen praktische Erfahrung im Tiertraining sowie in unterschiedlichen Arbeitssettings mit mindestens 3 Tierarten auf. Die Auszubildenden wurden auf mögliche Wege in die Selbständigkeit und deren Umsetzung sowie Kommunikation mit KundInnen vorbereitet. Sie sind in der Lage wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen. Ab Sommer 2012 ist eine weitere Ausbildungsschiene beim Verein „Tiere als Therapie“ in Planung. Die Therapiepferde-Ausbildung liegt uns besonders am Herzen und ist ein weiterer Schritt in die Professionalisierung der Arbeit.

Der Verein „Tiere als Therapie“ mit seinem Sitz an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien hat diesem Umstand schon vor fast 25 Jahren Rechnung getragen und sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Die Organisation bietet eine Basisausbildung für Einsatzteams an. Ein Team besteht aus einem Menschen und einem Tier, das heißt, sowohl Mensch als auch Tier müssen lernen und ausgebildet werden.

Viele unserer angehenden Teams haben mit ihrem Hund bereits den Welpen- und Junghundkurs bei TAT besucht. Für diese und auch für bereits erwachsene Hunde gibt es die Möglichkeit, die Ausbildung auch in drei Modulen zu absolvieren.

 

Die Hunde haben eine praktische Schulung, bei der vor allem auf vier Bereiche Wert gelegt wird:

• soziales Verhalten gegenüber Menschen,

• innerartliches Verhalten (Verhalten gegenüber anderen Hunden),

• therapiespezifische Situationen (wie Gewöhnung an Geräusche, Rollstühle, Krücken u.ä.),

• Kontrollierbarkeit (wie lenkbar ist der Hund durch seinen Menschen).

Die Menschen haben Vorlesungen über „Mein Job als Therapiehund“, „Wie lese ich meinen Hund und erkenne wie es ihm geht“, damit soll auf jeden Fall eine Überforderung der Hunde vermieden werden. Weiters wird ebenfalls über Erste Hilfe beim Hund und Einsatzmöglichkeiten in Geriatrie, Kindergärten und  Schulen referiert. Die Teams müssen eine praktische und eine theoretische Prüfung ablegen und anschließend 5 Assistenzeinsätze mit erfahrenen Teams machen, bei welchen sie ihr erlerntes Wissen und Können zeigen können. Alljährlich ist eine Nachkontrolle zu absolvieren und eine veterinärmedizinisch nachgewiesene gesundheitliche Eignung zu erbringen. Danach vermittelt der Verein gerne Einsatzmöglichkeiten.

 

„So wirst du ein Hundeprofi“ – Workshop 

Der Verein „Tiere als Therapie“ veranstaltet seit kurzem Workshops für Kinder und Familien. Kindern und Eltern wird durch diese Veranstaltung die Möglichkeit gegeben, den richtigen Umgang mit Hunden zu lernen. Neben Wissen über Hundehaltung, Erziehung und unterschiedliche Rassen, wird gemeinsam mit geprüften Therapiehunden dieses Wissen vertieft. Den Kindern wird Verantwortungsbewusstsein näher gebracht, dabei kommt der Spaß nicht zu kurz.

 

Workshop für Schulklassen und Kindergruppen

Auf Anfrage veranstalten wir unseren Workshop „So wirst du ein Hundeprofi“ auch für Schulklassen und Kindergruppen. Gerne kommen wir dafür auch in Schulen und andere Institutionen. Dort bekommen die Kids den Hundeprofi-Führerschein gratis und die Lehrenden erhalten 5 Gratisexemplare des Hundeprofi-Büchleins als Geschenk!

Informationen
Tiere als Therapie e.V.
Tel: 0043 (01) 250 77/3340
per Mail: tat@vetmeduni.ac.at

Den vollständigen Artikel lesen Sie in YOUR DOG Ausgabe 04/2012
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