Haltung

Wortlose Kommunikation – intensivste Form der Verständigung?

Hunde sind wahre Genies der Beobachtung. Selbst kleinste Gestiken nehmen sie wahr und lernen im Laufe des Zusammenlebens mit ihren Menschen, diese richtig zu interpretieren. Wir Menschen können das Verhalten unserer Hunde dagegen nicht immer richtig deuten und lösen unerwünschtes Verhalten oft sogar durch unsere eigene, missverständliche Körpersprache aus. Wie Sie einen wortlosen Draht zu Ihrem Vierbeiner bekommen, erfahren Sie im folgenden Artikel.

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Frau Weber ruft ihre sechsjährige Retrieverhündin Sunny herbei. Mit großer Ausdauer. Sunny wirft ihrem Frauchen zwar immer wieder einen kurzen Blick zu, scheint aber ansonsten völlig unbeeindruckt im Gebüsch weiterzuschnüffeln. „Wissen Sie, Sunny ist schon seit Welpentagen bei mir. Wir haben schon eine innige Beziehung und sie bereichert mein Leben. Im Grunde ist sie sehr folgsam. Nur das Herankommen klappt seit Beginn nicht.“ Frau Weber ruft weiter nach der scheinbar tauben Sunny, verliert zusehends die Geduld und beugt ihre Oberkörper immer mehr nach vorne. Als ihre Geduld am Ende ist, stampft sie den Fuß am Gras auf und wird im Ton lauter. Sunny kommt gebückt und sehr langsam nun doch zu Frauchen, die Sunnys Verhalten folgend interpretiert: „Sehen Sie, sie weiß sehr genau, dass sie mich warten hat lassen“, und sieht Sunnys Körperhaltung als Zeichen ihres schlechten Gewissens.

Tatsächlich hat Frau Weber durch ihre nach vorne gebeugte Körperhaltung und durch ihren Ausfallschritt in Sunnys Richtung allerdings großen Ärger und eine negative Grundstimmung signalisiert. Sunny hatte kein schlechtes Gewissen, sondern empfand pures Unbehagen durch Frau Webers offensichtliches Drohen. Durch das Schnüffeln im Gebüsch sandte Sunny besänftigende Signale und versuchte ihr Frauchen zu beschwichtigen. Hunde kommunizieren überwiegend mittels Körpersprache.

Wenn Hunde aufeinandertreffen, setzen sie als erste Kommunikation klare Gesten. Manche legen sich ganz flach auf den Boden, andere stellen ihre Haarbürste auf oder legen die Ohren eng an. Das Spektrum ist enorm vielfältig, was die Kommunikation für uns Menschen zu einer großen Herausforderung werden lässt. Doch haben wir dieser Tage das Glück, dass Verhaltensforschung noch nie so intensiv betrieben wurde und können so von den daraus gewonnenen Erkenntnissen im direkten Umgang mit unseren Hunden profitieren. Hunde reagieren auf kleinste Nuancen. Für jedermann sichtbare Hilfestellungen des Hundeführers für den Hund, führen im Hundesport zu Punktabzügen, weshalb sich diese feinen Antennen der Hunde auch höchst erfolgreiche Hundesportler zu Nutze machen indem sie ihre Hunde durch kleinste Signale wie Augenrollen, Kratzen am Ohr oder anderen subtilen Zeichen auf die nächste Übung einstellen.

Was sich in diesem Fall positiv auswirkt, kann andersrum aber auch zum Problem werden. Dann nämlich, wenn sich Hundehalter bei bevorstehenden Hundebegegnungen verkrampfen und somit klare Unsicherheit signalisieren. Ein wahrer Teufelskreis beginnt. Experten, die überwiegend körpersprachlich kommunizieren, sind sich einig, dass Hundehalter zu oft zu Leckerlis als einzig gewinnbringende Belohnung für den Hund greifen und dem Wert einer Berührung oder auch nur bewusster Aufmerksamkeit zu wenig Wert beigemessen wird.

Indoor-Übungen

„Geh nicht zur Tür raus“

Wichtig ist es die Persönlichkeit des Hundes genau zu kennen. Einige Hunde lassen sich von kleinsten Signalen stark beeindrucken, andere reagieren dagegen erst auf deutlichere Zeichen. Je nachdem wie sensibel Ihr Hund ist, kann es bereits ausreichen ein Bein leicht anzuheben, um den Raum vor der jeweiligen Türe zu beanspruchen und dem Hund somit zu signalisieren, dass er erst auf Ihr Zeichen hin durch die (Haus-)Türe gehen darf. Dieses Signal sollten Sie langsam aufbauen, um den Hund nicht zu schrecken. Bedenken Sie auch, dass Sie dieses Signal eventuell beim Dogdance oder Erlernen von Tricks einsetzen und eine negative Behaftung dafür absolut kontraproduktiv wäre. Für Hunde mit mehr Durchsetzungsvermögen können Sie zusätzlich eine vor dem Hund geöffnete Hand als optische Barriere einsetzen. Sollte der Hund dennoch zur Tür hinaus wollen, unterstreicht ein Ausfallschritt auf ihn zu Ihre Absichten.

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 01/2016 .